Überblick zum Stadtrundgang von www.tuchtext.de

Dieser virtuelle Rundgang durch Görlitz führt uns vorbei an einigen Stellen, die für die Tuchmacher historische Bedeutung haben.
Wir beginnen unsere Spurensuche am Kaisertrutz. Es lohnt sich immer einen Blick hinein zu werfen. Er beherbergt imposante Exponate der Görlitzer Stadtgeschichte. Da die Tuchmacher ja einen entscheidenden Anteil am Reichtum und dem Ansehen unserer Stadt hatten gibt es auch im Kaisertrutz darüber einiges zu sehen.(Handwebstuhl, Werkzeuge, Wappen, Krüge u.s.w.) Ausgerüstet mit vielen Eindrücken und dem Wissen über Jahreszahlen der Ereignisse in früheren Zeiten, laufen wir den Grünen Graben hinunter.
An der Ecke Grüner Graben, Lunitz befindet sich ein großes Fabrikgebäude. Es ist frisch saniert und beherbergt heute die Agentur für Arbeit. Hier ist ein reges Kommen und Gehen, auch von ehemaligen Textilern die keine Arbeit mehr gefunden haben nach der Schließung des letzten Textilbetriebes unserer Stadt. Früher klapperten in diesem alten Gebäude die Webstühle. Nach dem zweiten Weltkrieg war hier das Werk 1 der Oberlausitzer Volltuchfabrik. Vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte diese Tuchfabrik den Fabrikanten Krause und Söhne.
Wir machen einen kleinen Abstecher und laufen die Schanze ein paar Schritte hinauf bis wir vor einer Villa auf der linken Seite stehen. Diese Villa gehörte zum Werk 5 der Volltuch. In ihr war die Betriebskinderkrippe untergebracht. Hinter dem Gebäude waren die Werkhallen. Dort wurde an modernen italienischen Greiferwebmaschinengearbeitet. Vor 1945 gehörte die Fabrik Otto Schwetasch.Die Hallen wurden abgerissen und geben jetzt den Blick auf das Heilige Grab frei.
Wir gehen wieder zurück und laufen nach links die große Wallstraße entlang. Am Ende stehen wir vor dem Nikolaifriedhof. In den imposanten alten Grufthäusern liegen auch Tuchmacher begraben. Es werden Gruftführungen durchgeführt bei denen man viel über das Leben in früheren Zeiten erfährt.
Unser Weg führt uns weiter auf dieser Straße in Richtung Neiße. Auf der linken Seite stehen wir vor dem Haus Nr.17. Ein wunderschöner Türstock mit dem Wappen eines Tuchscheres ziert die Tür. Ein paar Häuser weiter befand sich das Werk 2 der Volltuch. Alles wurde weggerissen. Nur ein Schuttberg ist davon übrig geblieben.
Wir gehen nach rechts die Hotherstraße weiter, bis wir auf der rechten Seite die Peterskirche aufragen sehen. Links daneben, das alte schön restaurierte Gebäude, ist das Waidhaus. Waid, die Pflanze aus der der wertvollen blauen Farbstoff gewonnen wurde, wurde hier gelagert und streng bewacht.
Wir erklimmen den Berg und wandern nach links die Peterstraße weiter bis zum Untermarkt, um den sich große Hallenhäuser gruppieren. In denen ließen sich die wertvollen Tuche wirkungsvoll präsentieren und ein reger Handel betreiben, zumal der Platz direkt an der alten Handelsstraße Via Regia liegt, über die nun die vorteilhaft verkauften Tuche ihren Weg in alle Welt nahmen.
Wir queren die Via Regia und laufen in die Weberstraße. Wie der Name erahnen lässt, lebten und arbeiteten in dieser Gasse die Weber. Hier wurden die prächtigen Stoffe geschaffen, die Görlitz reich und bekannt machten. Aber damals wie auch heute war es so, dass nicht die reich wurden,die die Werte geschaffen haben. Die Unzufriedenheit darüber führte in Görlitz zu 2 Tuchmacheraufständen, die blutig niedergeschlagen wurden. Zu Reichtum brachten es damals nur Zunftmeister und Tuchhändler.
Wir biegen nach links in das Handwerk ein. Rechts die Nr. 18 ist das Zunfthaus der Tuchmacher. Nichts lässt mehr den Reichtum erkennen, den dieses Haus einst barg. Marode und heruntergekommen befindet es sich z.Zt. in Privatbesitz.
Wenn wir die Straße weitergehen, laufen wir genau auf das Haus Kränzelstraße 27 zu. Dort lebte Agnethe Fingerin. Die Frau eines reichen Tuchhändlers, die durch ihre Klugheit, Kraft und Herzenswärme Görlitz mit geprägt hat und dadurch legendär wurde.
Die Dame ist übrigens wieder aktiv und seit 2001 kann man sich von ihr durch die Altstadt führen lassen, um "Das blühende Handwerk der Stadt Görlitz im 15. Jahrhundert" zu erkunden. Auch das Geheimnis der mittelalterlichen Herstellung des wollenen Gewebes ist dabei zu erfahren. Besuch empfängt sie nicht mehr in ihrem Haus, aber unter www.agnete.de ist jeder Besucher willkommen.
Unser Weg führt uns links weiter die Kränzelstraße entlang, dann rechts die Neißstraße hinunter bis zum Fluss. Wir wenden uns nach rechts und stehen nach ein paar Schritten am Eingang zur Ochsenbastei. Zum Eingangsbereich gehört auch ein Turm. Wenn wir an ihm hinaufschauen erkennen wir ein Schild. Es weist uns darauf hin, dass dieser Turm zur Firma CS Geisler gehört hat. Das war eine Tuchfabrik, deren Standort wir auch noch besuchen werden. Der Turm diente als Garnlager.
Wir gehen weiter an der Neiße entlang, laufen am ehemaligen Transformatorenwerk vorbei und stehen dahinter vor einem Gelände mit viel Schutt und Wildwuchs von Bäumen und Sträuchern. Auch hier klapperten viele Jahre die Webstühle. Hier stand das Werk 4 der Volltuch ehemals Hoffmann & CO.
Weiter geht es am Hotel Mercure vorbei und wir laufen links auf dem Fahrradweg unter die Brücke hindurch. Jetzt sehen wir die ehemalige Berufsschule der Volltuch. Auch hier standen Webstühle. An denen wurden die zukünftigen Weber ausgebildet. Jetzt gehört das Gebäude zur Fachhochschule. Dahinter auf dem jetzigen Hochschulgelände standen die Fabrikhallen der Firma CS Geisler. Diese Firma war bis 1974 noch in Privatbesitz der Familie Seener, wurde dann dem VEB Volltuch angeschlossen und produzierte bis nach der Wende.
Wir folgen dem Fahrradweg, gehen an den Grenzanlagen vorbei und halten uns links, laufen die Brückenstraße weiter. Am Ende der Straße gehen wir wieder links weiter am ehemaligen Freisebad vorbei und treffen auf Hinweisschilder der Pension und Gaststätte Obermühle. Diesem Weg folgen wir und stehen kurz vor der Gaststätte vor einem unscheinbaren alten Gebäude. Ein Schild sagt uns, dass dieses Gebäude von einem Tuchmacher erbaut wurde.
Hier endet unsere Reise in die Görlitzer Tuchmachergeschichte. Es lassen sich noch viele Zeugnisse der Geschichte finden. Gehen sie doch mal mit offenen Augen durch die Altstadt auf Entdeckungstour. Wenn Sie noch andere interessante Dinge zum Thema TuchText finden, dann ergänzen Sie diese bitte einfach selbst an der passenden Stelle. Jetzt hat uns die lange Wanderung aber durstig und hungrig gemacht. Die Gaststätte "Brauhaus Obermühle"kann da Abhilfe schaffen, denn hier kann man in uriger Atmosphäre das östlichste gebraute Bier Deutschlands genießen und deftige Speisen probieren.
Die Projektgruppe verabschiedet sich und hofft dass der Spaziergang gefallen hat.
Wer noch nicht genug hat vom Wandel auf alten Spuren der Textilindustrie, der kann sich immer entlang der Neiße wieder zurück, also in nördliche Richtung begeben und sich auf der Rothenburger Straße ein weiteres altes Werk ansehen. Es liegt zwischen dem Klärwerk und der Neiße.