Firma Gebrüder Bergmann und Krause

 

1829 kaufte Zimmermeister Bergmann das Gelände der ehemaligen Pulvermühle Grundstück Lunitz Nr.10, die zu dem Zeitpunkt als Walkmühle genutzt wurde.

Gemeinsam mit den Brüdern Krause (Besitzer der Teichmühle Grundstück Nikolaigraben 15) wurde 1832 eine Fabrik gegründet, in der Wollspinnmaschinen, Walken und Ausrüstungen zur Appretur hauptsächlich mit Wasserkraft angetrieben wurden, ab 1834 auch durch ein Rosswerk.

1837 wurde die erste Dampfmaschine von 10 PS in Görlitz in der Wollspinnerei von Bergmann und Krause eingesetzt.

1845 wurde eine neue Tuchwalke gebaut. Als Antrieb für die Rauh- und Schermaschinen wurde eine 12 PS – Dampfmaschine aufgestellt.

1843 erfolgten Um- und Erweiterungsbauten und die Vergrößerung der Dampfkessel.

1857 arbeiteten in der Firma 147 Männer und 48 Frauen.

 

Die Tuchfabrik Bergmann und Krause fungierte in Görlitz als Schrittmacher für den Übergang zum mechanischen Webstuhl.

1864 erfolgte nach Rekonstruktion und Erweiterung der Fabrik der Einsatz von mechanischen Webstühlen mit Dampfmaschinenantrieb.

Nach 46 Jahren zog sich Bergmann aus dem Geschäft zurück und überließ die Führung den Brüdern Krause, so dass die Firma seit 1878  „Krause & Söhne“ hieß.

 

1937 erfolgte die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft.

 

Zwischen dem Ende des 2. Weltkrieges 1945 und 1947 wurden die Besitzer der Firma enteignet.

Ab 1947 wurde der Betrieb als Werk 1 der VEB „Oberlausitzer Volltuchfabrik“, der aus insgesamt 6 Werken bestand, weitergeführt.

Nach einem Großbrand 1953 wurde der Wiederaufbau beschlossen und die Schäden behoben.

Im Verbund mit den anderen 5 Werksteilen produzierte der Betriebsteil bis 1989 Stoffe aller Art vom Wolltuch bis zu Mischgeweben in international begehrten Qualitäten.

Der Großteil der Produktion wurde exportiert.

Viel ging ins sozialistische Ausland  - in die Sowjetunion, nach Polen oder in die Tschechoslowakei.

Natürlich waren auch die kapitalistischen Länder sehr an den Stoffen interessiert, denn es stimmten Qualität und Preis.

Überwiegend Frauen waren in der Textilwirtschaft voll beschäftigt.

Das hat funktioniert, weil neben der entsprechenden Facharbeiterausbildung auch die sozialen Belange beachtet wurden.

So gab es in der Volltuch wie auch in anderen Betrieben natürlich eine Kinderkrippe, einen Kindergarten, eine Sanitätsstation mit Betriebsarzt und Betriebszahnarzt, Betriebskantinen und eine eigene Küche.

 

1990 übernahm die Treuhand die Privatisierung und als Betriebsteil der "Görlitz Tuche GmbH" bestand er bis 1993, als auch dieser unrentabel gewordene Betrieb die Produktion einstellen musste.

 

Seit etwa 2000 werden die Gebäude der ehemaligen Firma Krause&Söhne als Sitz des Görlitzer Arbeitsamtes, 2004 umbenannt in „Agentur für Arbeit“, genutzt.

 

Literatur:

Kabus, Ronny (1975).  Beiträge zur Geschichte der Görlitzer Arbeiterbewegung V;

(Schriftenreihe des Ratsarchivs der Stadt Görlitz – Band 7)

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